Vom 14. Oktober 2021 bis zum 20. März 2022

Die Ausstellung Hugo Pratt – von Genua bis in die Südsee) feiert eine historische Epoche des italienischen Comics: Die Reise führt von „Sgt. Kirk“ bis zur Geburt von „Corto Maltese“ und lädt dazu ein, nicht nur wahre Comic-Kunst kennenzulernen, sondern auch ferne Länder und Kulturen bis hin zur Lagune der schönen Träume 

Der Ausstellungskatalog ist seit Anfang Oktober erhältlich und wartet für alle Fans von Hugo Pratt mit einer großen Sensation auf: Der als 63. Ausgabe der legendären Comic-Zeitschrift „Sgt. Kirk“ konzipierte Katalog erzählt mit zahlreichen Abbildungen nicht nur eindrucksvoll die Ausstellung nach, sondern präsentiert auch eine in Europa bisher unveröffentlichte Geschichte von Hugo Pratt. 

Hugo Pratt und Genua – vom Traum zur Legende

Die Ausstellung HUGO PRATT DA GENOVA AI MARI DEL SUD wäre ohne den Traum eines Mannes nicht möglich: In den 1960er-Jahren beschließt der Unternehmer Florenzo Ivaldi nämlich, eine Comic-Zeitschrift herauszubringen, die seine liebsten Comic-Künstler jener Tage versammelt. Zu den Künstlern, die er ganz besonders bewundert, gehört auch Hugo Pratt, der gerade aus Argentinien nach Italien zurückgekehrt ist. Als Ivaldi davon Wind bekommt, macht er sich direkt auf die Suche nach dem Meister und findet diesen schließlich in Venedig. Sie setzten sich in die Trattoria da Scarso, also in jenes Restaurant, das Hugo Pratt so gerne aufsuchte und dessen Wände heute noch einige Originale von Pratt schmücken, und Ivaldi erzählte ihm von seinem Traum. Niemand wird je erfahren, was genau gesagt wurde zwischen zwei Gläsern Wein und Geschichten aus fernen Ländern. Tatsache ist jedoch, dass Hugo Pratt 1967 nach Genua zieht und kurz darauf die Zeitschrift „Sgt. Kirk“ erscheint, in der er sich zusammen mit Hector German Oesterheld und vielen anderen daran macht, dem Begriff der „Grafischen Literatur“ eine bis dato unbekannte Qualität zu geben. Das gemeinsame Ziel: Dem italienischen Publikum sowohl die Geschichten, die man bereits in Südamerika geschaffen hatte, zugänglich zu machen, aber auch neue Helden und originelle Abenteuer zu publizieren. Letzteres führte dazu, dass Pratt sich eine Geschichte ausdachte, die als die „Südseeballade“ in die Comic-Geschichte eingehen sollte…

Das Ausstellungskonzept

Die Ausstellung wird gefördert und organisiert von der Kulturstiftung des Palazzo Ducale und der Agentur CMS.Cultura. Für die inhaltliche Ausrichtung ist Patrizia Zanotti verantwortlich, die Verwalterin des Nachlasses von Hugo Pratt und Geschäftsführerin der Rechteagentur CONG. Ihr ist es maßgeblich zu verdanken, dass eine einzigartige Ausstellung entstanden ist, die die verschiedenen Orte und Reisen aus dem fantastischen Werk von Hugo Pratt immer wieder mit Genua zu verknüpfen weiß. 

Patrizia Zanotti: „Pratt ist wie seine berühmten Figuren selbst nahezu um die ganze Welt gereist: von Venedig, seiner Heimatstadt, über das Afrika der Kolonialzeit, wo er als Sohn eines Ingenieurs im Dienste der italienischen Streitkräfte seine Jugend verbrachte, und das Argentinien der 1950er-Jahre bis zur Rückkehr nach Venedig und seine Erfolgsjahre in Europa, die ihn für längere Strecken nach Genua, aber auch nach Mailand und Paris und letztlich nach Lausanne in der Schweiz führten… alles Orte, die etwa auch in den legendären Abenteuern eines Corto Maltese zentral sind und generell die Kulissen seiner Geschichten bestimmen: die Karibik, der Amazonas, Asien, Afrika, die italienischen Stadtstaaten wie Venedig oder Genua, die Normandie und andere mythologisch aufgeladene Flecken, wie etwa Stonehenge im Südwesten Englands bis hin zu Mu, dem verschwundenen Kontinent.“

Die Ausstellung lädt dazu ein, über 200 Originalaquarelle, Bilder, literarische Verweise und ganze Geschichten zu entdecken, die von Idealisten, Revolutionären, abenteuerlustigen Frauen und außergewöhnlichen Männern erzählen, von Hauptmann Koïnsky bis Anna Livingstone, von Ticonderoga bis Corto Maltese. Oder um aus Pratts Historien-Comic „Wheeling“ zu zitieren: Es ist eine Reise, bei der man auf alte Freunde in neuem Gewand treffen wird.

PALAZZO DUCALE DI GENOVA

Anschrift: Piazza Matteotti, 9 Cap: 16123, Genova

Öffnungszeiten: täglich geöffnet

Montag: 14:00-19:00 Uhr
Dienstag-Donnerstag, Samstag-Sonntag: 10:00-19:00 Uhr
Freitag: 10:00-21:00 Uhr

Sgt. Kirk Nr. 63 – Der Katalog zu HUGO PRATT DA GENOVA AI MARI DEL SUD

Genua und Pratt? Es ist im Grunde unmöglich, dieses Tandem ohne die Comic-Zeitschrift „Sgt. Kirk“ zu denken. In Genua entstand die „Südseeballade“, die 1967 die Figur Corto Maltese in ihr erstes Abenteuer schickte und die den Grundstein für eine 28 Jahre dauernde Reise legte, welche sowohl den Künstler als auch die Figur zu Ikonen des Grafischen Literatur machten. 

Die Ausstellung sowie natürlich auch der Katalog mit seinem umfangreichen Bild- und Textteil bieten Neueinsteigern genauso wie Kennern der Comics von Hugo Pratt neue Perspektiven in die aufregende Welt des Künstlers und seiner legendären Figuren, denn bei einem so umfangreichen Werk, das zumal auf und mit verschiedenen literarischen Ebenen spielt, bleibt nichts anderes übrig, als bei einer Betrachtung Schwerpunkte zu setzen. Aber gerade diese Uferlosigkeit macht die Faszination von Hugo Pratt aus. Noch heute findet man gelegentlich neue Aquarelle, Zeichnungen, Skizzen, die er an Freunde und Mitarbeiter schenkte, aber auch Geschichten, die nie in Europa veröffentlicht wurden – wie etwa die Geschichte „La giustizia di Wahtee“ (zu Deutsch: „Wahtees Gerechtigkeit“) aus der Mai-Ausgabe 1956 der argentinischen Comic-Zeitschrift „Super Misterix“, deren Hauptfigur Sergeant Kirk aus der Feder von Pratt und Oesterheld später auch besagter Comic-Zeitschrift „Sgt. Kirk“ ihren Namen gab und die nun dank des Katalogs auch zum ersten Mal in Europa erscheint.

SGT. KIRK, HUGO PRATT DA GENOVA AI MARI DEL SUD

Verlag: Cong SA
104 Seiten, Farbe
22,5 x 29 cm, broschiert
Preis: € 17,50
ISBN 978-2-940552-38-2